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Vor der Fusion

Das Gebäude, welches am 01. September 1977 als 5. Polytechnische Oberschule in Zerbst eingeweiht wurde, erhielt am 01. Mai 1979 den Namen Richard-Bläß-Oberschule. Ab 1991 nutzte es die Sekundarstufe I des Gymnasiums Francisceum für die Klassenstufen 5 bis 9. Im August 2005 begannen die Baumaßnahmen für die Ganztagsschule.

Zu Beginn des Schuljahres 2007/08 eröffnete die Ganztagsschule Zerbst/Anhalt in der Fuhrstraße 40 ihre Pforten. Zwei Zerbster Schulen fusionierten: die Sekundarschule Nord und die Sekundarschule "Am Rephuns Garten", die sich zuletzt im Gebäude des ehemaligen Berufsschule auf der Breite befand.


Unser Schulgebäude im Wandel der Zeit  

Unser Schulgebäude im Wandel der Zeit

Sekundarschule Nord Zerbst, Wegeberg 28

Sekundarschule Nord Zerbst

 

1983 Eröffnung als polytechnische Oberschule
1984 Polytechnische Oberschule "Ernst Hörnicke" Klasse 1 bis 10, 400 Schüler
2000 Kreistag beschließt Schließung der Schule

 

2003

Entscheidung des Kollegiums: Einreichung eines Konzeptes als Ganztagsschule im Dezember 2003

 

Teilnahme an der Evaluation "Unsere Schule" des Instituts für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung an der Universität Potsdam

 

 

2004

Bestätigung des Konzeptes, Beginn der Arbeit als offene Ganztagsschule (01.08.2004)

 

Zuweisung des Bescheides über Fördermittel in Höhe von 3,2 Millionen Euro

 

Teilnahme an wissenschaftlicher Begleitung von GTS im Rahmen der Umsetzung des Investitionsprogrammes "Zukunft, Bildung und Betreuung" IZBB im Land Sachsen-Anhalt,Teilprojekt II

Sekundarschule "Am Rephuns Garten" Zerbst, Jeversche Straße 13

Sekundarschule "Am Rephuns Garten"

 

1889

Gründung als Volksschule mit 16 Klassen und 849 Schülern
1945 Schulbetrieb wieder aufgenommen, das Gebäude war nicht beschädigt
1956 10-klassige Mittelschule
1959 Polytechnische Oberschule
1977 Johannes-R.-Becher-Oberschule
1991 Sekundarschule mit 308 Schülern
1997 -  2000 vollständige Sanierung des Schulgebäudes
2003 Beschluss des Kreistages: auslaufende Beschulung und Fusion mit der Sekundarschule Nord 2007
2006

Umzug in das Gebäude der Berufsschule (Breite 86), da das Gebäude "Am Rephuns Garten" vom Gymnasium weiter genutzt wird

Nach der Fusion

Am 30. August 2007 war der erste gemeinsame Tag in unserer neuen Schule. In den darauffolgenden Wochen wurden eifrig verschiedene Namensvorschläge gesammelt und diskutiert.

 

Am 12. Oktober 2007 war es endlich soweit: Die Abstimmung unter den Schülern und Lehrern ergab, dass der Name "Sekundarschule CIERVISTI" am häufigsten gewünscht (195x) wurde, gefolgt von "Sekundarschule an der Nuthe" (166x). Die anderen Vorschläge erhielten jeweils weniger als 50 Stimmen. Am 22. Oktober stimmte die Gesamtkonferenz unserer Schule diesem Vorschlag zu.

 

Der Kreistag des Landkreises Anhalt-Bitterfeld hat in seiner Sitzung am 31.01.2008, Beschluss-Nr. 88-06/2008, beschlossen, der Sekundarschule, Ganztagsschule Zerbst den Namen "Sekundarschule Ciervisti Zerbst/Anhalt Ganztagsschule" zu verleihen.


Am 4. Februar 2008 erschien in der Zerbster Volksstimme die Veröffentlichung der einstimmigen Kreistags-Entscheidung: "Wir dürfen den Namen CIERVISTI als Ganztagsschule tragen." jubelten die Schüler und Lehrer unserer Schule.


Am 08. Juli 2008 war die feierliche Namensgebung. Als Ehrengäste besuchten uns u. a. Stefan Kretschmar (Sportdirektor des SCM) und Fabian van Olphen (SCM-Mannschaftskapitän).

 

  Stefan Kretschmar  Fabian van Olphen

 

Seit 21. Februar 2011 findet zusätzlich der Unterricht für die 9. und 10. Klassen in den Räumen des Frauenklosters auf der Breite statt. Dort wurden seit Schuljahresbeginnmehrere Räume der ehemaligen Berufsschule (siehe oben) renoviert und mit Schulmöbeln bestückt. Der Fachunterricht findet vorrangig in Fachkabinetten des Hauptgebäudes statt.

 

 Breite 86  Breite 86

 

Weitere Höhepunkte aus unserer Schule finden Sie im Archiv bzw. in den Elternbriefen des Fördervereins.

Schlüsselübergabe 1977: Ciervisti-Schulgebäude in der Fuhrstraße wird heute 40 Jahre alt (Von Thomas Kirchner)

Heute vor 40 Jahren wurde die damalige 5. Oberschule nach zwei Jahren Bauzeit feierlich eröffnet. Der damalige stellvertretende Bürgermeister Klaus Pfitzner übergab den Schlüssel an Schuldirektor Klaus Dzidt. Mehr als 800 Schüler nahmen damals ihr neues Schulgebäude in Besitz. Zeitzeugen und ehemalige Schüler erinnern sich.

 

Es war damals ein großer und sicher auch emotionaler Moment für alle Anwesenden Schüler, Lehrer, Eltern, Bauarbeiter und Gäste: Genau heute vor 40 Jahren, am 1. September 1977, fand die feierliche Schlüsselübergabe an der einstigen 5. Oberschule in der Otto-Grotewohl-Straße statt. "Mehr als 800 Schüler fanden in dem neuen Gebäude ein schulisches Zuhause auf Zeit", erinnert sich Klaus Pfitzner, damals stellvertretender Bürgermeister, der an der Feierstunde zur Eröffnung teilnahm. Gebaut hat das Schulgebäude das Bau- und Montagekombinat Magdeburg (BMK), Betriebsteil Zerbst, in der zu DDR-Zeiten typischen H-Form. Bauleiter war Rudi Crain.

 

Die Bauarbeiter fertigten einen großen Holzschlüssel, der vom Zerbster Betriebsstättenleiter des BMK, Horst Herzberg, an Klaus Pfitzner übergeben wurde. "Ich als stellvertretender Bürgermeister hatte die Ehre, diesen Schlüssel symbolisch dem künfigen Schuldirektor Klaus Dzidt zu überreichen", sagt Pfitzner. Natürlich gab es, wie dieser Tage üblich, einen großen Fahnenappell mit Festreden und einem Dank an die Bauarbeiter.

 

Feierlicher Fahnenappell zur Eröffnung der neuen Schule.  Schlüsselübergabe am 1. September 1977: Klaus Pfitzner, stellvertr. Bürgermeister und Klaus Dzidt.

 

Baubeginn für die 5. Polytechnische Oberschule war 1975. "So ganz ohne Probleme lief der Bau nicht ab", weiß der damalige stellvertretende Bürgermeister. Zum Einen hätten vor der Schule an der Straßenseite große Bäume gestanden, die wegen der Baustelle gefällt werden sollten. "Da habe ich sofort interveniert. Da gab es einige Diskussionen mit Bauleiter Rudi Crain. Aber letztlich habe ich mich durchgesetzt, und die Bäume blieben stehen", berichtet Klaus Pfitzner. Zum anderen habe es immer wieder Probleme mit dem Grundwasser gegeben.

 

"Für die neue Schule musste damals die Gärtnerei Dreibrodt weichen, die dort ansässig war", erinnert sich Helmut Hehne, Zerbst-Kenner und Mitglied im Heimatverein. Für Schule und Turnhalle habe auch ein schmuckes, altes Fachwerkhaus weichen müssen. "Man hat es abgetragen und eigentlich sollte es an anderer Stelle wieder aufgebaut werden", erzählt Helmut Hehne. Bei den Arbeiten zum Fundament der Sporthalle habe man zahlreiche Gebeine gefunden. "Dort muss sich mal ein altes Gräberfeld befunden haben", vermutet er.

 

Schlüsselübergabe am 1. September 1977  Dieses Fachwerkhaus musste dem Schulneubau weichen.


1979 erhielt die 5. Polytechnische Oberschule dann den Namen Richard-Bläß-Oberschule. Richard Bläß, Mitglied der zur Nazizeit illegalen kommunistischen Ortsgruppe Zerbst, gehörte zu insgesamt 37 Angeklagten des so genannten "Zerbster Kommunistenprozesses", einem der größeren Verfahrenskomplexe, die das Berliner Kammergericht in Mitteldeutschland gegen politische Gegner der Nazis führte, welcher im Oktober 1934 in Bernburg verhandelt wurde. Das Gericht verhängte wegen Vorbereitung zum Hochverrat Strafen von bis zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus.

 

In der neueröffneten Schule fanden auch die Kinder und Jugendlichen der umliegenden Dörfer und Ortschaften ein neues Lerndomizil. Morgens und nachmittags herrschte Hochbetrieb an der Schule, denn die Busse brachten die Schüler direkt bis auf den Schulhof und holten sie auch dort wieder ab.


Wie bei DDR-Bauten nicht unüblich, habe es immr wieder Probleme gegeben. "Es drang häufiger Wasser in den Keller, Fenster waren undicht, Mängel am Dach", sagt Klaus Pfitzner und schmunzelt. Den Keller habe man dann nach und nach mit Hilfe Zerbster Firmen weiter ausgebaut. "Geld gab es keines, das mussten wir mit den ansässigen Firmen regeln", er-klärt Pfitzner.


Die Richard-Bläß-Oberschule war die fünfte von insgesamt sechs Polytechnischen Oberschulen in Zerbst. Die erste Oberschule befand sich am Rephuns Garten, die zweite Am Plan (jetzt "An der Stadtmauer"), die dritte auf der Schloßfreiheit (das heutige Rathaus), die vierte am Amtsmühlenweg (heute Astrid Lindgren).


Ab 1991 nutzte das Gebäude die Sekundarstufe I des Gymnasiums Francisceum für die Klassenstufen 5 bis 9. Im August 2005 begannen die Baumaßnahmen für die Ganztagsschule. Mit Beginn des Schuljahres 2007/08 eröffnete die Ganztagsschule Zerbst/Anhalt in der ehemaligen Richard-Bläß-Oberschule ihre Pforten, entstanden aus der Fusion der Sekundarschule Nord und der Sekundarschule "Am Rephuns Garten".


Bei einer Abstimmung 2007 entschieden sich Schüler und Lehrer für den Namen "Sekundarschule Ciervisti". Am 8. Juli 2008 war die feierliche Namensgebung.

 

Namensverwirrung

 

"Ich wechselte mit Beginn der 4. Klasse an die neue Schule. Da in der Klasse alle neu waren, musste zunächst die Anwesenheit geklärt werden. 

 

Und schon wurde es peinlich, denn in die Zeit fiel die neue Ehe meiner Mutter samt neuem Namen für mich. Da es alphabetisch ging, wurde also Andreas Brandt aufgerufen, worauf ich mich meldete. Wenig später wurde nach Andreas Dittmann gefragt und ich musste mich erneut melden, denn das war der neue Name. Sowas braucht vermutlich niemand am ersten Schultag.

 

Ansonsten gehörte es bei Verspätung natürlich zur Standardausrede, dass wir uns in der neuen, unübersichtlichen Schule verlaufen hätten."

 

Andreas Dittmann, Bürgermeister

 

Andreas Dittmann                              Beate Herrmann

  Prüfungen in der Turnhalle

 

"40 Jahre? Ach herje, wie die Zeit vergeht, wir sind gerade zum zweiten Mal Großeltern geworden", ist Beate Herrmann erstaunt. Streiche hätten sie nicht gemacht, jedenfalls nicht so viele, höchstens Rauchen hinter der Turnhalle (sie damals noch nicht) oder Luftablassen an den Fahrrädern.  Schließlich hätten sie noch Respekt vor den Lehrern und Bammel vor Direktor Klaus Dzidt gehabt. "Eine dufte Zeit, bei Essenausgabe errieten wir gleich, ob es wieder Kohlsuppe oder Gehacktesstippe gab - für 55 Pfennige", erinnert sich Beate Herrmann.

 

Fahnenappell sei blöd gewesen, damals aber Vorschrift und unumgänglich, aber sie hätten schließlich auch das überlebt. "Timur-Helfer in den Grundschulklassen hat Spaß gemacht. Altstoffe sammeln ging so. Total angesagt waren die regelmäßigen Schuldiscos im Speisesaal", strahlen ihre Augen beim Erzählen. Die 70iger und 80iger seien rockige Jahrzehnte gewesen. "Die Prüfungen in der Turnhalle habe ich gehasst, die jährlichen Klassenfahrten geliebt. Glaubt mir oder nicht, der alte Spruch ist wahr: Die schönste Zeit der Jugend ist die Schulzeit und so leicht wird es nie wieder", blickt sie mit ein wenig Wehmut auf die Zeit zurück. "Bleibt alle schön gesund und munter, und freundliche Grüße an alle ehemaligen Mitschüler und Lehrer", sagt Beate Herrmann abschließend.


Beate Herrmann (Krieg), Zerbst

 

 

 

 

Keine Lust auf NVA

 

"Vermutlich in der 9. Klasse mussten alle männlichen Schüler zum Einzelgespräch zum Direktor. Ziel dieser Gespräche: möglichst viele der Jungs zu einer längeren Dienstzeit bei der Nationalen Volksarmee zu verpflichten", erinnert sich Mario Gabler. Daran hatte er kein Interesse.

 

"Um das Gespräch mit dem Direktor möglichst kurz zu halten, hatte ich mir schon vorab eine für mich plausible Ausrede einfallen lassen: 'Meine Eltern wollen nicht, dass ich einen längeren Wehrdienst leiste. Punkt"', erzählt Gabler. Er sei sich sicher gewesen, dass dies ein Todschlagargument sei und jegliche Diskussion im Keim ersticken würde.

 

"Zu DDR-Zeiten zum Direktor zu müssen, war nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig", sagt Mario Gabler lachend. Einer seiner Mitschüler habe ihn jedoch vorgewarnt, dass dies keine gute Ausrede sei. "Mir wurde mulmig und beim Direktor angekommen, stammelte ich schwitzend etwas vom Weltfrieden und der Völkerverständigung und dass ich Bausoldat werden wolle", kann sich Mario Gabler erinnern. Zu Hause habe er erst einmal eine Standpauke bekommen, well er nach Zigarettenqualm stank. "Meine Mutter wollte mir partout nicht glauben, dass ich nicht heimlich geraucht hatte" berichtet er lachend. Insider wussten, dass das Büro des Direktors ständig komplett vernebelt war. "Wenn wieder einmal der Teer in der DDR knapp wird, ist seine Lunge die Staatsreserve, witzelten wir damals."

 

Am nächsten Schultag sei der Direktor plötzlich aufgetaucht, als die Klasse in einer Ausfallstunde im Speiseraum saß. "Als der mich dort inmitten der krakeelenden Meute sitzen sah, tobte er los: Drückeberger Gabler, sofort zum Hausmeister eine Hacke holen und Rabatten reinigen", sieht es Gabler wieder vor sich. Den "Drückeberger" habe er offensichtlich aufgrund seiner ablehnenden Haltung zur NVA verliehen bekommen "Auf seine Frage, ob denn hier noch mehr Drückeberger seien, gingen noch mehr Arme in die Höhe und der Direktor verschwand wortlos, so schnell, wie er gekommen war", freute Gabler sich damals.


Mario Gabler, Zerbst

  

Halstuch, Blauhemd und Fahnenappell

 

Fast wäre der 40. Geburtstag des Schulgebäudes in der Fuhrstraße vergessen worden. Eine Lehrkraft von damals machte mich bei einer Zufallsbegegnung vor wenigen Tagen auf das Jubiläum aufmerksam. Schnell waren wir uns in der Redaktion einig, dass dies einen Beitrag wert sei.

 

Beim Zusammentragen der Fakten und den Gesprächen mit Zeitzeugen und ehemaligen Schülern sah ich mich schnell selbst wieder mit Zigarette hinter der Turmhalle stehen, mit Silke, Simone, Sven, Marion, Mike und Michael. Von der sechsten bis zur zehnten Klasse habe ich selbst diese Schule besucht.

 

Und eigentlich war es eine schöne Zeit, eine der Schönsten. Daran änderten auch eine durch unsere Klassenlehrerin versaute Klassenfahrt, Halstuch, Blauhemd und Fahnenapell nichts.  Im übrigen war es ohnehin schwierig, sich diesen sozialistischen Ritualen zu entziehen. Und wer es doch versuchte, hatte mit erheblichen Repressalien zu rechnen.

 

Einmal, es war ein Sonnabend, rutschte einem Mitschüler im Russischunterricht ein unüberlegter Satz heraus. Nur wenig später bekamen wir Besuch von zwei Mitarbeitern der Staatssicherheit. Sie holten diesen Schüler und ein paar andere, darunter auch mich, aus der Klasse und hielten uns stundenlang Vorträge über den Unterschied zwischen Sozialismus und Imperialismus, bis meine Mutter uns mit energischen Worten und in Kittelschürze aus dieser Situation befreite. Wir waren da 14 oder 15 Jahre alt. Mitschüler hatten sie darüber informiert, das ich wohl erst zum Abendessen zu Hause sein werde. Das fand sie überhaupt nicht witzig. Die Staatsrnacht kannte halt kein Feierabend.

 

Trotzdem:

Schön war sie, die Schulzeit. Ich denke oft an sie zurück und an die Klassenkameraden, die diese Zeilen nicht mehr lesen können.

 

Thomas Kirchner, Volksstimme-Redakteur

 

Mario Gabler                                      Thomas Kirchner

 

(Quelle: Volksstimme vom 01. September 2017)




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